Pasila, 2008/2010, 42,5 x 50 cm, C-Prints, gerahmt
Pasila ist der Name eines Neubauviertels in Helsinki, in dem die Künstlerin zeitweise lebte. Der massiven Architektur aus den 1960er Jahren tritt Lindner in ihrer Körperlichkeit in nächtlichem Kunstlicht gegenüber. Erscheint sie in einigen der Aufnahmen wie eine Besucherin, die sich versunken an ein Geländer lehnt oder einem der Wege des Viertels folgt, so steht sie in anderen Fotografien seltsam erstarrt inmitten eines Hofes oder am Fuß einer Treppe. Der Eindruck von Ausgesetztheit, der Suche nach einem Ort, nach einem Bezug in der Fremde drängt sich auf. Am eigenen Leib demonstriert Lindner ein Scheitern gut gemeinter architektonischer Utopie in der Realität ihrer kurzsichtigen Umsetzung: Der Situationistische Architekt und Stadtplaner Constant hatte in den 1960er Jahren die Idee einer »bedeckten Stadt« entwickelt, in der möglichst viel kommunaler, öffentlicher Raum entstehen sollte. »Die zukünftige Stadt soll als eine kontinuierliche Tragpfeilerkonstruktion oder als ein ausgedehntes System verschiedenartiger Konstruktionen verstanden werden, in denen Wohungs- und Vergnügungsräume usw. wie auch solche zu Produktion und Distribution „aufgehängt“ werden; der Boden bleibt frei für Verkehr und öffentliche Versammlungen.«*
* Constant: Eine andere Stadt für ein anderes Leben. In: Der Beginn einer Epoche. Texte der Situationisten, Edition Nautilus, 1995